Liebe Leser,

der Jahresbeginn ist für die meisten Vereine und Verbände die Zeit, in der sie ihre Mitgliederversammlungen
abhalten, so auch viele Teichgenossenschaften. Wir berichten im Fischer & Teichwirt
gerne über solche Veranstaltungen und nennen auch gerne die Namen der Ehrengäste aus
der Politik die daran teilnehmen. Aus deren Grußworten ist in aller Regel die glaubhafte
Wertschätzung für uns Berufsfischer herauszuhören. Viele Landräte, Abgeordnete, Bezirks- und Kreisräte vor allem in Franken haben
erkannt, welches Pfund die intakte Teichlandschaft, das regionale Angebot an
frischem Fisch und die traditionelle Arbeitsweise unserer Fluss- und Seenfischer
darstellt, mit dem im Bereich von Naherholung und sanftem Tourismus gewuchert
werden kann. Die Wertschöpfung, die von der Berufsfischerei ausgeht, kann eben
nicht nur im monetären Wert der erzeugten Fische bemessen werden. Ein Vielfaches
an Wert für unser Land entsteht aus der nebenbei geschaffenen Kulturlandschaft
und aus der spezialisierten Flora und Fauna an den Gewässern und für
die erholungssuchenden Stadtbewohner, die an schönen Tagen unsere Teichlandschaften
durchwandern und sich danach freuen, in bodenständigen Gasthäusern
frischen oder geräucherten Fisch essen zu können. Auch in der „hohen Politik“,
also auf Ministerebene, ist zumindest in Bayern ein zunehmendes Verständnis für
unsere Probleme mit der meist von Brüssel verordneten Bürokratie und den zum
Teil existentiellen Schwierigkeiten zu spüren, in die einzelne Fischereibetriebe dadurch
schon geraten sind.
Der Teichwirt Georg Riegger aus Baden-Württemberg meinte vor den Ansbacher
Teichgenossen deswegen auch: „Ihr in Bayern seid doch auf der Insel der Seligen“
(s.Bericht S. 90). Das ist leider wahr, denn der VBB musste sich zugunsten der
Baden-Württemberger Fischerei mit einem Brief seines Präsidenten Albert Deß an
den dortigen Minister für ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Herrn
Alexander Bonde, wenden, weil die Bodenseefischer Alarm geschlagen hatten. Es
wurde nämlich der Sachbereich Fischerei aus der Abteilung Landwirtschaft herausgelöst
und in die Abteilung „Forstwirtschaft“ eingegliedert. Wieso Forstwirtschaft?
Die Fischerei hat mit Forsten so wenig zu tun wie etwa die Hähnchenmast!
Nur wenn man diese Abteilung „Forstwirtschaft“ näher betrachtet, merkt man die
Absicht und ist verstimmt. Sie hat nämlich einen Doppelnamen: Forst- und
Naturschutz. Da haben wir uns schon erlaubt, den Verdacht zu äußern, dass man
die Fischerei in Baden-Württemberg im Sinne des Naturschutzes indoktrinieren
oder als unbequeme Gegner mundtot machen will (s.S. 86 in diesem Heft).
Wir sind gespannt, wie die Antwort auf unser Schreiben ausfallen wird. Ansonsten
hoffen wir auf ein Frühjahr, das der Fischzucht günstig ist, auf viel, aber nicht
zu viel Wasser und auf Erfolg bei unseren Bemühungen in Ihrem Sinne!
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Müller-Braun